Geschichtliche Entwicklung unserer Freiwilligen Feuerwehr 1936 bis 1986

 

Schon früher waren Brände gefürchtet, denn Strohdächer und das Gebälk in den Fachwerkhäusern waren eine willkommene Nahrung für das Feuer. Doch nicht nur in der „guten alten Zeit“ sondern auch heute, bei der überwiegend massiven Bauweise und der sonstigen vorbeugenden Brandschutzmaßnahmen haben Brände nichts von ihrem Schrecken verloren. Explosionen jeder Art, verbrennende Chemikalien und synthetische Stoffe. Rettungseinsätze bei Verkehrsunfällen, und Hilfeleistungen bei Hochwasserkatastrophen können jedoch auch heute bei Feuerwehr-Kameraden im Einsatz zu erheblichen Verletzungen führen. Weiterhin können für die Umwelt hohe, unerträgliche Belastungen entstehen.

 

Vor diesen Gefahrenmomenten waren daher schon beizeiten in Ruthe Bestrebungen in Gange, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen, da viele Orte im Kreis Hildesheim schon eine Wehr hatten. Außerdem gab es zu dieser Zeit in Ruthe die Domäne ( heute Lehr- und Forschungsgut ) auf der fast alle Ruther Bürger arbeiteten, was dazu führt, dass bei Löscheinsätzen die Arbeit ausfiel. Das war auf die Dauer jedoch kein normaler Zustand. So beschlossen am 01.07.1936 13 Ruther Bürger eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen.

 

Hermann Gellert
Karl Steinbeck
Heinrich Fischer
Fritz Sander
Erich Spintig
Erich Böhme
Arthur Fuhse
Alfred Dederke
Karl Gremmel
Franz Mokelke
Karl Pape
Wilhelm Kopetsch
Karl Dr. Phil. Schneider

 

Erster Wehrführer wurde Hermann Gellert. Sein Stellvertreter war Karl Steinbeck. Am 01. Oktober 1937 übernahm Johannes Ohlendorf den Wehrführerposten, da Hermann Gellert in die Altersabteilung versetzt wurde. Am 01. September 1939 wurde Wehrführer J. Ohlendorf jedoch zur Wehrmacht eingezogen. Sein Stellvertreter, K. Steinbeck, starb 1940 im Alter von 52 Jahren, sodass die Wehr ohne einen Wehrführer war. Daher wurde der der Altersabteilung angehörende Kamerad H. Gellert wieder zum Wehrführer gewählt, da die meisten Kameraden zu dieser Zeit Soldaten waren, und sich éin für diese Aufgabe ausgebildeter Kamerad nicht fand.

 

Dennoch gehörten der Freiwilligen Feuerwehr 1942 bereits 33 Kameraden an.
Neben den Gründern waren dies:

 

Fritz Will
Johannes Ohlendorf
Ernst Lippel
Edmund Wagner
Sacho Mensing
Heinrich Köhler
Alwin Staufenbeil
Josef Kellner
Otto Spintig
Hermann Fleige
Wilhelm Kellner
Ernst Siekmeier
Stanislaus Schulz
Georg Pielok
Friedrich Strünz

 

Die erste technische Ausrüstung bestand in einer Handdruckspritze. 1940 bekam die Wehr eine Tragkraftspritze, eine TS 8 – DKW – Flada.

 

Wie oben erwähnt, lähmten die Kriegsjahre die Arbeit der Feuerwehr. Viele Kameraden waren im Krieg, wurden verwundet, oder waren in Gefangenschaft geraten. Auch der einzelne Bürger war von dem Kriegsgeschehen wie erstarrt, hoffnungs- und mutlos. Hunger, Not und Elend waren ständiger Gast.
Die Protokollführung brach ab.
Mit den restlichen Kameraden, die noch im Ort verblieben waren, war unsere Wehr in den Kriegsjahren nach Luftangriffen des öfteren sogar tagelang in Hannover Hildesheim und Braunschweig im Einsatz.

 

Gleich nach dem Krieg, 1945, wurde wieder Dienst abgehalten.
1946 wurde Kamerad Hermann Gellert als Wehrführer aus Altersgründen endgültig abgelöst. Am 08.05.1946 wurde Otto Spintig zum Gemeindebrandmeister gewählt.
Zu dieser Zeit traten auch wieder neue Kameraden der Wehr bei, sodass in den folgenden Jahren wieder mit Erfolg an Wettkämpfen teilgenommen werden konnte.; so u.a. in Asel, Barnten, Sarstedt, Förste, Einbeck, Stadtoldendorf, Northeim und Grasdorf/Harz. Bereits im Jahre 1957 konnte mit der Teilnahme an einem Wettkampf auf Bezirksebene ein schöner Achtungserfolg erzielt werden.

 

Auch auf kulturellem Gebiet war die Freiwillige Feuerwehr zu dieser Zeit bereits tätig. Es wurden Rosenmontag die „Peitschenklopper“ losgeschickt, Vergnügen organisiert und auch durchgeführt. Auch Busfahrten wurden angeboten.
Vom 01. bis 03. Juli 1961 wurde das 25-jährige Stiftungsfest mit einem Zeltfest begangen.

 

1963 wurde eine neue Tragkraftspritze angeschafft, die noch heute, nach über 24 Jahren ihren Dienst tut. Zu dieser Zeit wurde immer noch mit einem Trecker mit Anhänger zu Einsätzen und Wettkämpfen gefahren.

 

1962 wurde die Wehr abermals stark geschwächt. Einige Kameraden wurden zur Bundeswehr eingezogen, andere zogen aus Ruthe fort. An Wettkämpfen in dieser Zeit teilzunehmen, war wiederum nicht möglich. Bereits im Februar 1963 legte Kamerad Otto Spintig das Amt des Gemeindebrandmeisters wegen Arbeitsüberlastung und sonstiger Verpflichtungen nieder. Als sein Nachfolger wurde Kamerad Helmut Heinemann gewählt.
Auch wurde im Jahre 1963 wieder mit Erfolg an den Unterkreiswettkämpfen teilgenommen. Es wurde der 3. Platz belegt, der zur Teilnahme an den Kreiswettkämpfen berechtigte.
1964 waren so wenig Kameraden in der Wehr, dass man sich entschloss, eine Jugendgruppe unter unter der Leitung von Friedrich Sander zu bilden. Diese Jugendgruppe hatte jedoch keine lange Lebensdauer. Nachdem einige Jugendliche wieder aus der Jugendgruppe ausgetreten waren, wurden die Verbliebenen in die aktive Wehr übernommen.
1965 wurde auf der Unterkreisebene der 5. Platz belegt.
Der Gemeindebrandmeister Helmut Heinemann verzog 1966 nach Heisede, sodass ein neuer Brandmeister gewählt werden musste. Am 05. November 1966 wurde Friedrich Sander zum Gemeindebrandmeister gewählt. Im selben Jahr erhielt die Feuerwehr auch ein Tragkraftspritzenfahrzeug, das noch heute im Einsatz ist.
1967 hatte die Wehr mal wieder mit dem Hochwasser zu kämpfen. Pausenlos wurden Keller leer gepumpt.
Neben der Bekämpfung eines Brandes in einer Feldscheune wurde in diesem Jahr auch an diversen Wettkämpfen teilgenommen.
In den nächsten Jahren wurden mit Ausnahme eines Großeinsatzes im Jahre 1968 in Gleidingen keine Einsätze verzeichnet. Weiterhin wurde an Einsatzübungen, Wettkämpfen, Alarmübungen der Polizei, der Bundesbahn und bei den Voss-Werken teilgenommen.
Es wurde verschiedene Pokale und Ehrenzeichen erkämpft. In der Gartenbau-Hochschule Ruthe wurde 1972 eine Einsatzübung abgehalten, die das Ziel hatte festzustellen, ob ausreichend Löschwasser vorhanden war. Zur Zufriedenheit aller Beteiligten fiel die Übung aus.
1973 gab es keine Einsätze. Mit Ausnahme einer Alarmübung in Gleidingen gab es mit Rücksicht auf die Energiekriese keine weiteren Alarmübungen. Ein Erste-Hilfe-Kursus des Roten Kreuzes wurde durchgeführt-

 

Die Gebietsreform 1974 blieb auch für unsere Wehr nicht ohne Einfluss. Durch diese Reform verlor Ruthe seine Selbstständigkeit. Die Feuerwehr-Unterkreise wurden gleichzeitig aufgelöst. Die Ruther Wehr wurde der Stadt Sarstedt zugeordnet. Bedingt durch diese Maßnahme wurde die Amtsbezeichnung der Gemeindebrandmeister in Ortsbrandmeister abgeändert. Alarmübungen und Wettkämpfe auf Stadt- und Kreisebene rundeten das Jahr ab.
IN diesen Jahren wurden die Aufgaben der Wehr immer umfangreicher. Stets waren es Dienste für das Gemeinwohl. Es wurden Einsätze gefahren um Hilfe zu leisten; bei Verkehrsunfällen, Sturmschäden, überfluteten Kellern oder verstopften Kanälen, bei Bränden und Ölalarm auf der Innerste.
1976 war es dann mal wieder soweit, dass die Wehr nur noch 8 Einsatzfähige Kammeraden hatte. An höherer Stelle wurde schon daran gedacht, die Ortswehr Ruthe aufzulösen. Was blieb uns anderes übrig, als wieder zu versuchen, eine Jugendwehr zu gründen. Ende 1976 war es endlich soweit. Auf anhieb schlossen sich gleich 32 Jugendliche der Wehr an. Den Erfolg, den diese Jugendlichen bis jetzt hatten, sehen Sie in der Chronik der Jugend. Bis heute konnten 23 Jugendliche in die aktive Wehr übernommen werden, sodass die Wehr heute über 30 einsatzfähige Kameraden verfügt.
Die Jahre 1977 und 1978 hatten bis auf kleine kommunale Einsätze keine besondere Vorkommnisse zu verzeichnen. An Wettkämpfen wurde weiterhin teilgenommen.

 

Der bisher gefährlichste Einsatz der Geschichte der Wehr war am 07. August 1979 bei dem Brand der Firma Hahnerol in Sarstedt. Die Wehr wurde morgens um 5.00 Uhr alarmiert. Da es sich hier um ein Chemiewerk handelte, musste mit allem gerechnet werden. Und so kam es dann auch. Durch Explosionen flogen Fenster und Türen durch die Luft; das Dach stürzte ein, wobei mehrere Feuerwehr-Kameraden der Ortsfeuerwehr Sarstedt verletzt werden, einer davon sogar schwer. Auch nahmen in diesem Jahr Öleinsätze auf der Innerste ( 5 Stck. ) in erschreckendem Maße zu.
1981 war ein arbeitsreiches Jahr der Wehr.
Gleich im Frühjahr war die erste von drei Hochwasserkatastrophen; die Wehr war 58 Stunden ununterbrochen im Einsatz, um die Keller leer zu pumpen. Brandeinsätze im Brauhaus und Öleinsätze kamen dazu. Im Oktober drohte Ruthe im Schlamm zu ersticken, die Straßen mussten leer gespült werden, wobei uns das Tanklöschfahrzeug aus Sarstedt mit unterstütze.

 

In der nacht zum 01. Dezember 1981 gegen 24.00 Uhr wurde die Wehr zu einem Brand in das Brauhaus gerufen. Das ganze Treppenhaus war so mit Rauch angefüllt, dass 12 Menschen über die Steckleiter gerettet werden mussten.
In diesem Jahr wurde auch das 45-jährige Bestehen der Wehr mit einem Tag der offenen Tür gefeiert.

 

Durch einen 3. Platz bei den Stadtwettbewerben des Jahres 1982 konnte die Wehr an den Kreiswettkämpfen teilnehmen, und errang einen 17. Platz.
In den Jahren 1983 – 1985 sind keine besonderen Vorkommnisse verzeichnet. Neben der Teilnahme an Wettkämpfen und Übungen gab es lediglich Brandeinsätze am Hopfenberg und dem Hochschullehrgut, die ohne besondere vorfälle abgeschlossen wurden. Daneben leisteten die Kameraden auch zahlreiche freiwillige Dienststunden in Theorie und Praxis.
Unser Dank gilt allen Feuerwehr-Kameraden, die zu jeder Zeit freiwillig und ehrenamtlich bereit sind, der Allgemeinheit zu dienen, Leben zu retten sowie Hab und Gut ihrer Mitmenschen zu schützen, getreu dem Wahlspruch:

 

„GOTT ZUR EHR – DEM NÄCHSTEN ZUR WEHR“