Sorgen auch in Sarstedt: „Die Feuerwehren bluten aus“
Nachwuchs wird dringend gesucht / Neue Wärmebildkamera für die Helfer ist bereits im Haushalt vorgesehen / Viele Öl-Einsätze

Bericht der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 28.01.2013

Sarstedt (sei) „Ich bin stolz auf Euch“, rief Sarstedts Ortsbrandmeister Ulrich Meyer während der Jahresversammlung seinen Kameradinnen und Kameraden von der Ortsfeuerwehr Sarstedt zu. Zuvor hatte sein Stellvertreter Rüdiger Schulz den Tätigkeitsbericht 2012 abgegeben.

1357 Einsatzstunden hatten die Feuerwehrleute bei 106 Hilfs- und 28 Brandeinsätzen geleistet. Insgesamt leistete die aktive Wehr 8951 Dienststunden.

Doch die Führungskräfte der Feuerwehr plagen auch Sorgen, denn die Zahl der Mitglieder in der aktiven Feuerwehr sinkt und das Durchschnittsalter steigt. „45 Prozent aller Aktiven sind 41 bis 60 Jahre alt. Wir können heute schon sagen, dass wir unter Berücksichtigung des Nachwuchses aus der Jugendfeuerwehr, in zehn Jahren nur etwa die Hälfte der Aktiven in der Stadtfeuerwehr haben werden“, gab Stadtbrandmeister Uwe Meyer zu bedenken.

Auch Bürgermeister Karl-Heinz Wondratschek betrachtet diese Entwicklung mit Sorge. „Die Feuerwehren bluten aus, es gibt keinen Nachwuchs. Quereinsteiger sowieso nicht. Junge Menschen sind die einzige Möglichkeit, Nachwuchs zu bekommen. Wir können froh sein, dass wir so viele Kinder- und Jugendfeuerwehren haben“, stellte er fest. Ein weiteres Problem sei die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte. „Dieses Problem müssen wir angehen – mit der Aufstellung eines Feuerwehr-Entwicklungsplanes“, erklärte das Stadtoberhaupt. In den nächsten Monaten sollen gemeinsam mit den Führungskräften der Feuerwehr in einer Klausur Lösungen erarbeitet werden. „Eines möchte ich ganz deutlich sagen, auf eine freiwillige Feuerwehr möchte ich nicht verzichten. Eine Berufsfeuerwehr ist nicht zu finanzieren“, betonte Wondratschek.

Ein weiteres Problem der Feuerwehren ist das Abstreuen von Ölspuren. „Es gibt nichts, was wir häufiger machen. Diese Einsätze binden vor allem tagsüber viel Personal über einen längeren Zeitraum“ ärgerte sich Ortsbrandmeister Ulrich Meyer und forderte private Unternehmen mit dieser Aufgabe zu betreuen.

Bürgermeister Karl-Heinz Wondratschek berichtete, er habe vor Kurzem erfahren, dass Verträge von der Straßenbauverwaltung mit einer Privatfirma für Bundes- und Landstraßen abgeschlossen worden seien. Er werde dies auf Kreisebene klären. „Wir werden uns aber auch um Öleinsätze im Stadtgebiet kümmern, vielleicht könnte es der Bauhof machen“, versprach er. Aber er machte auch deutlich, dass die Gefahrenabwehr Sache der Feuerwehr sei.

Bei den Einsätzen sei die gute Ausbildung den Einsatzkräften zum Zuge gekommen, lobte der stellvertretende Ortsbrandmeister Rüdiger Schulz. Etwa bei einem Zimmerbrand im Mai. Im ersten Trupp, der am Brandort eintraf, waren frisch ausgebildete Atemschutzträger dabei. „Die haben den Einsatz abgearbeitet wie im Lehrbuch“. Bei mehreren Einsätzen musste die Wärmebild-Kamera aus Groß Förste angefordert werden, um eventuelle Glutnester aufzuspüren. „Es geht einfach nicht mehr ohne ein solches Gerät. die Beschaffung ist dringend notwendig“, forderte Ortsbrandmeister Ulrich Meyer. Und dann überraschte Bürgermeister Wondratschek die Feuerwehrleute. Unter donnerndem Applaus teilte er mit: „Die Beschaffung einer Wärmebildkamera ist im Haushaltsplan“ vorgesehen.

Ehrungen erhielten Frank Borgaes und Roland Gerecke für 40 Jahre sowie Uwe Meyer und Kai Viehmeyer für 25 Jahre Mitgliedschaft. Als neue Feuerwehrleute wurden Florian Borchers, Frank Butterbrodt, Christian Jeanson und Nils Marske vereidigt. Dabei legten sie die Hände auf ein historisches Feuerwehrbeil.