Feuerwehr bringt gestern Abend Spurenelemente in den Teich im Bürgerpark

Ein paar Jogger und Walker sind am frühen Abend noch unterwegs, ein paar Hundebesitzer führen ihre Tiere am See im Bürgerpark Gassi – und auf einmal ist die Feuerwehr da. Mehrere Fahrzeuge sind angerückt, die Drehleiter wird ausgefahren, die Männer verlegen Schläuche. Peter Plein, der Umweltbeauftragte der Stadt, bringt schnell sein am Teichrand abgestelltes Fahrrad in Sicherheit. „Nein, das ist kein Einsatz hier, das ist eine Übung“, berichtet er zwei Spaziergängerinnen. Eigentlich ist es ja doch ein Einsatz, der als Übung angesetzt ist. Stadtbrandmeister Rüdiger Schulz leitet die Aktion.

Wie verteilt man 16 Liter einer bräunlichen, stinkenden und klebrigen Flüssigkeit am besten auf der Oberfläche eines Teichs? Klar, Pleins Aktion ist eine Herausforderung für die Feuerwehr. Schulz und seine Mitarbeiter haben sich das so gedacht: Die 15 Liter werden erheblich verdünnt und dann per Tragkraftspritze möglichst gleichmäßig auf der Wasseroberfläche verteilt. „Wir haben für Ausbildungszwecke einen tausend-Liter-Tank, der ist dazu am besten geeignet.“ Also wird der Tank samt Pumpe auf einen Hänger gepackt. Es ist eine Premiere für die Sarstedter Feuerwehr, denn meist stellt man die Pumpe auf festen Boden, um das Wasser in die Höhe zu befördern. Diesmal also vom Wagen aus. Der wird einmal rund um den See gezogen, so erreicht der Sprühstrahl aus dem C-Rohr die ganze Oberfläche. Ein paar Enten bringen sich eilig in Sicherheit, als die Pumpen loswummern und sich ein schmutzigbrauner Wasserstrahl erhebt. Streifen für Streifen wird die Oberfläche des Teichs eingenebelt, die braune Flüssigkeit so gleichmäßig verteilt.

Das stinkende Zeug soll dem kranken Teich Heilung bringen. Wie berichtet, gedeihen giftige Botulismus-Bakterien unter Luftabschluss im Schlamm auf dem Bodden des Teichs und haben schon mehrere Wasservögel auf dem Gewissen (Fischen machen die nichts aus). Die braune Soße enthält im wesentlichen Spurenelemente, die die im Wasser lebenden Bakterien stimulieren sollen. Allerdings die, die auf Sauerstoff angewiesen sind und die nun damit beginnen sollen, den im doppelten Sinne verderblichen Schlamm abzubauen. Sie sollen ihn mineralisieren, so dass er keinen Schaden anrichtet. Vor allem soll das gesteuerte Wachstum dieser Bakterien Stickstoff aus dem Teich entfernen und den Botulismus- Kollegen die Lebensgrundlage entziehen. „Ob das alles geklappt hat, wird man erst nach einiger Zeit sehen“, sagt Plein. Geklappt hat in jedem Fall die Ausbildung für die Feuerwehr. Schulz: „Das passt genau in den Übungsplan für diese Jahreszeit: Schläuche verlegen bei Dunkelheit, alles ausleuchten, Wasser liefern.“ Nur ist das meist klarer als die braune Soße.

Die ist zwar ungiftig, aber da man nie weiß, ist die Feuerwehr auf die Idee mit dem Tausend-Liter-Tank gekommen. Schließlich will sich kein Feuerwehrmann das Tanklöschfahrzeug mit einem unbekannten Zeugs füllen. Und wenn das noch so sehr im Sinne einer besseren Umwelt ist.

Bericht der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 26.09.2013, Peter Hartmann