Polizeibericht vom 03.10.2011:
Am Sonntag den 02.10.2011, gegen 19:56 Uhr, wurde durch einen Spaziergänger in der Ziegelbrennerstraße eine orangefarbene Schlange gesichtet. Die Polizei bat die Feuerwehr um Hilfe um die Lage zu sondieren. Kurz nach Eintreffen der Kameraden verschwand die Schlange jedoch durch einen Schlitz in die Kellerräume eines Hauses. Nachdem bestätigt wurde das es sich wirklich um eine Schlange unbekannter Art handelt ensendete die Polizei den Verantwortlichen des Freizeitparks Sottrum, bekannt als Schlangenexperte, nach Sarstedt. Den Einsatzkräften gelang es durch ein unverschlossenes Flügeltor die Kellerräume zu betreten. Hier konnte die Schlange dann gefangen und in die Obhut des Schlangenexperten gegeben werden. Ob die Schlange giftig ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden. Auch der Besitzer der Schlange konnte noch nicht ermittelt werden.
Bericht der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 04.10.2011
Schlangenjagd im dunklen Keller
Exotisches Reptil sorgt am Sonntagabend für Aufregung in der Ziegelbrennerstraße
Sarstedt (abu). Eine exotische Schlange hat am Sonntagabend in der Ziegelbrennerstraße für Aufregung gesorgt. Feuerwehrleute und Tier-Experten konnten das Reptil schließlich in einem dunklen Keller fangen.
Es ist kurz vor 20 Uhr, als ein Spaziergänger in der Ziegelbrennerstraße das Tier erblickt. Die etwa einen halben Meter lange Schlange, gut sichtbar mit ihrer schwarzen, gelben und knallroten Zeichnung, windet sich erkennbar herrenlos am Gehweg herum und sieht keineswegs nach einer heimischen Art aus. Der Mann ruft die Polizei an.
Die wiederum alarmiert die Feuerwehr, deren Domizil nur einen Katzensprung entfernt in der Bleekstraße liegt. Kurz darauf sind die Brandschützer vor Ort, sechs Mann und eine Frau. Was tun? Erst einmal umstellen sie das Reptil. Doch dem sind die Menschen offenbar nicht weniger unheimlich alsumgekehrt es schlängelt sich aus dem Kreis heraus und entwischt durch ein offenes Kellerfenster.
Was nun, wenn es giftig ist? Die Feuerwehrleute rufen die Sarstedter Polizei an, die wiederum trägt das Problem ihren Kollegen in Hildesheim vor. Und die ruft einen Mann an, der ihr in solchen Fällen seit 50 Jahren ehrenamtlich mit seinem Fachwissen hilft: Peter Deicke, Betreiber des Familienparks Sottrum bei Holle. Der 80-Jährige schwingt sich mit Tochter Sonja ins Auto und eilt nach Sarstedt. Mit sieben Feuerwehrleuten, zwei Polizisten und dem Experten-Duo ist die Task Force Schlange komplett.
Zunächst klingelt die Gruppe am Haus. Keine Antwort. Auch die meisten Nachbarn sind nicht zu Hause. Schließlich öffnet doch jemand. Doch ohne zu wissen, mit was für einer Schlange man es zu tun hat und was diese anrichten kann, wollen Polizei und Feuerwehr nicht gehen. Also entschließen sich die Ordnungshüter, in das Gebäude einzudringen.
Besser gesagt: eindringen zu lassen. Die sieben Feuerwehrleute und Vater und Tochter Deicke betreten durch eine Kellertür das Gebäude. Seit Jahren nicht benutzt, feucht und düster, schildert Peter Deicke später die verzweigten Kellerräume. Hier eine kleine Schlange zu finden, dürfte nicht leicht werden. Ein bisschen Angst haben auch alle Beteiligten. Wie, wenn man in der Dunkelheit plötzlich gebissen wird und die Schlange ist hochgiftig? Vorsichtig schleichen die neun mit ihren Taschenlampen vorwärts.
Bis einer der Feuerwehrleute laut aufschreit: Hier ist sie! Und tatsächlich da windet sich das wunderschöne Tier (Deicke). Und strebt auch schon, von neuem aufgescheucht, wieder den Fenstern zu. Geistesgegenwärtig hält ihr Sonja Deicke ein Netz entgegen, Vater Peter treibt von hinten an. Und tatsächlich: Kurz darauf zappelt die Schlange im Netz. Wenn sie in den Garten entkommen wäre, hätte man bei der Dunkelheit wohl keine Chance mehr gehabt, bilanziert der 80-Jährige.
Der saß gestern in seinem Sottrumer Büro und wälzte Literatur. Schlangen gibt es schließlich viele, auch als Experte ist man da mit einer genauen Bestimmung vorsichtig. Es ist auf jeden Fall eine Korallenschlange, die in Mittelund Südamerika vorkommt, absolut keine einheimische Art, stellt Deicke fest. Und geht ziemlich sicher davon aus, dass es sich um eine eher ungefährliche Unterart handelt. Es gibt aber auch eine hochgiftige, die praktisch genauso aussieht. Wo die Schlange jetzt sei: Die sitzt hier ganz ruhig neben mir, erklärt Deicke mit dem ihm eigenen Humor.
Tatsächlich hat der Sottrumer das Reptil erst einmal in seine Obhut genommen: Irgendwo muss sie ja hin. Und irgendwo muss sie herkommen. Ausgebüxt oder ausgesetzt? Das weiß man nie. Aber sicher ist: Auch wenn sie ungefährlich ist, würde sie auf jeden Fall Panik auslösen, wenn sie irgendwo auftaucht. Woher soll der normale Mensch wissen, was er da vor sich hat?, fragt Deicke rhetorisch. Das ist nicht witzig.
Sollte der Besitzer sich melden oder von der Polizei ermittelt werden, kommt auf jeden Fall eine saftige Geldstrafe auf ihn zu. Überdies müsste er die Kosten für den Einsatz von Polizei und Feuerwehr bezahlen.