Im Würgegriff des Wassers: Feuerwehr, THW und Polizei im Dauereinsatz: überall an Innerste und Leine laufen Keller voll
Sarstedt (cha). Das Hochwasser in Innerste und Leine hat in Sarstedt nicht nur Hausbesitzer, sondern auch Helfer von Feuerwehr
und THW sowie die Polizei in Atem gehalten. Stra§en mussten für den Verkehr gesperrt, Türen und Fenster mit Sandsäcken gesichert werden. In der Nacht waren allein 80 Retter der Ortswehren im Einsatz.
Was an anderer Stelle zu dramatischen Szenen führte, wurde für Sarstedt zu einem Moment der Entspannung: Als in Hockeln im östlichen Landkreis die Dämme brachen, der Katastrophenalarm ausgerufen wurde, sank das Wasser der Innerste in Sarstedt. Wenige
Zentimeter nur, aber wer zwischen Giesener Straße und Holztorstraße wohnt, war zeitweise sogar schon über Millimeter dankbar, die das Wasser nicht weiter in Richtung Eingangstür schwappte.
Vor allem in der Giesener Straße mit seinen Stichstraßen Vor den Furchen, Schützenstraße und Wiesenstraße pumpten die Anwohner mit Hilfe der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) die Keller im Akkord leer. Dass es so weit kommen würde, hatte
die aus Stadtmitarbeitern, Polizei, THW und Feuerwehr gebildete Einsatzleitung bereits am Sonnabendabend geahnt und die Einwohner mit Lautsprecherdurchsagen auf das kommende Wasser vorbereitet, das am Messpegel in Heinde bereits die dritte Stufe überschritt.
Die Einsatzleitung ließ 50 Tonnen Sand und 25 000 Säcke zum Schulzentrum anliefern. Am Schützenplatz konnten sich Bürger mit Sandsäcken eindecken, die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs verteilten. Vor allem westlich der Innerste nahmen die Einwohner die Sandsäcke dankend entgegen. Hier musste die Feuerwehr zudem Keller auspumpen. „Dann hatten wir eine stabile Lage bis heute
Morgen um 9 Uhr“, sagte Stadtbrandmeister Uwe Meyer gestern Abend, als er wie viele seiner Kameraden auch schon fast 24 Stunden Dienst hinter sich hatte. Nachts waren rund 80 Helfer aller sieben Ortswehren im Einsatz, am Sonntag stockte die Einsatzleitung nocheinmal um 30 Frauen und Männer auf. Die Dickebast füllte sich zunehmend, ängstlich blickten die Anwohner auf die Fluten, die ständig stiegen.
Zu dieser Zeit hatte die Polizei bereits die K 515 nach Ruthe, die K 514 zwischen Ruthe und Heisede sowie die Verlängerung der Wenderter Stra§e gesperrt. Trotzdem fuhren viele Autofahrer über die bereits überspülten Straßen. Ich wohne am Dammacker Hof
und will mal sehen, ob ich schon die Pumpe anschmeißen muss, sagte ein Autofahrer, der eine Kontrollrunde drehte. Wie er waren viele Sarstedter unterwegs. Manche wollten nur einen Blick auf das hohe Wasser werfen, das etwa so hoch war, wie das Hochwasser im Jahr 2003. Andere schauten ständig nach, ob sie nicht doch noch Sandsäcke vor die eigenen Türen schleppen müssen. Zum Beispiel ein junger Mann, der auf der Holztorbrücke stand und prüfend auf die Innerste schaute. „Im Keller kommt schon das erste Wasser rein“, sagte er. Ständig auf Achse waren auch die Mitglieder der Feuerwehr. Sie kontrollierten unter anderem den Hilfspegel an der Holztorbrücke. Hier bildeten sich auch immer wieder Grüppchen von Menschen.
Die hochwassergeprüfte Ruther Ortswehr blieb gestern gelassen. Die ehrenamtlichen Retter um Ortsbrandmeister Wolfgang Lühmann sammelten sich mittags am Gerätehaus und bauten den Grill auf. „Es scheint so, als wenn wir nochmal Glück gehabt haben“, sagte
Lühmann auch wenn die Straßen nach Sarstedt und Heisede zu dieser Zeit offiziell schon gar nicht mehr passierbar
waren. Dass es glimpflich ausgegangen war, sah gestern Abend auch der Stadtbrandmeister so. „Wir gehen davon aus, dass der Wasserstand noch mindestens 24 Stunden weiter hoch bleiben wird.“
Sollte es zu keinen weiteren Regenfüllen kommen, könnte der Berg aber überschritten sein. Trotzdem richteten sich die Helfer auf eine weitere schlaflose Nacht ein.