Ehrenamts-Serie der Hildesheimer Allgemeinen: Gerd Tölke sorgt dafür, dass Sarstedts Feuerwehrleute nicht vom Fleische fallen

Sarstedt (ham). Das „Internationale Jahr des Ehrenamtes“ war schon 2001. Aber Ehre gebührt dem Ehrenamt immer, meint der Sarstedter Anzeiger. In einer Serie stellen wir Menschen vor, die sich für andere engagieren. Dabei geht es uns vor allem um jene, die still im Hintergrund arbeiten und selten in der Öffentlichkeit stehen – ohne die aber meistens gar nichts geht. Heute im dritten Teil: Gerd Tölke.

Es gibt Menschen, deren Einsatz erst richtig auffällt, wenn sie mal eine Weile ausfallen. So einer ist Gerd Tölke, Feuerwehrmann in Sarstedt und zuständig für die Verpflegung seiner Kameraden. Als er Ende letzten Jahres wegen einer Hüftoperation einige Wochen nicht einsatzfähig war, übernahm der stellvertretende Ortsbrandmeister Ulrich Meyer seinen Job. Und staunte, was alles an der Aufgabe dranhängt. „Dass es viel Arbeit war, war mir vorher klar“, sagt Meyer. „Aber dann kamen die vielen Kleinigkeiten hinzu wie das Besorgen der Tischdecken für die Weihnachtsfeier, das Füllen der Tüten und so weiter. Ich war laufend unterwegs.“
Inzwischen ist der 58-Jährige Tölke wieder selber unterwegs. Mit seinem gelben Roller mit dem Plastikkorb hinten drauf flitzt er durch Sarstedt, um für die Kollegen alles Notwendige zu besorgen. „Ich bin Mädchen für alles“, sagt der gelernte Fleischer, der seine Ausbildung in der Schlachterei Sommer in der Ostertorstraße gemacht hat, aber inzwischen auf dem Bauhof der Stadt Hildesheim arbeitet.

Von den Kameraden wird Gerd Tölke liebevoll tituliert. „Er ist zu uns wie eine Mutter“, meint Thomas Kurz. Klar, dass nach lang andauernden Einsätzen für die zurückkehrenden Retter immer heißer Kaffee bereit steht. „Er ist die gute Seele der Sarstedter Feuerwehr. Wir sind dankbar, dass wir ihn haben“, sagt Ulrich Meyer.

Die Küche im Feuerwehrhaus Sarstedt ist Tölkes Revier. Dort bereitet er am liebsten Spaghetti Bolognese zu, aber auch diverse Suppen hat er im Repertoire, wie zum Beispiel Soljanka, einen Eintopf aus der russischen Küche.
Die wahren Improvisationskünste des Hauptfeuerwehrmannes zeigen sich jedoch unterwegs, wie beim Zeltlager der Jugendfeuerwehr, die der Vater zweier erwachsener Kinder regelmäßig begleitet. „Die jungen Leute essen nicht, die futtern“, spielt Tölke auf die Unmengen von Nudeln und Soße an, die dann zubereitet werden müssen.

Dabei ist die Anzahl der Portionen für die Feuerwehr Sarstedt noch übersichtlich. „So 70 bis 100 Essen sind es oft“, so Tölke. Ganz anders ging es da beim THW zu, bei dem der Sarstedter 36 Jahre lang aktiv war und unter anderem einen großen Einsatz des Bundesgrenzschutzes begleitet hat. „Bis zu 1000 Personen kann ich bekochen“, erinnert er sich an diese Zeit.
Ehefrau Martina kommt ebenfalls in den Genuss der Kochleidenschaft ihres Mannes. Der Braten am Sonntag ist ein kleiner Ausgleich dafür, dass das Feuerwehrhaus so etwas wie das zweite Zuhause ihres Mannes ist. „Manchmal schimpft sie, aber sie weiß, dass ich gern helfe“, erzählt Gerd Tölke.
Und das auch auf anderem Gebiet. Das Rote Kreuz freut sich über 100 Blutspenden, die im Spenderausweis des 58-Jährigen vermerkt sind.

Bericht der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 23.01.2007