Ermittlungsgruppe klärt Sarstedter Anschläge auf
17- und 21 Jahre alten Täter wollten „cool“ sein.

Die Brandserie, die vor drei Wochen Sarstedt in Atem hielt, ist aufgeklärt : Die Polizei hat gestern Morgen einen 17-jährigen Deutschen und eine 21-jährigen Türken festgenommen. Der jüngere der beiden Jugendlichen gestand bereits, die Autos und den Schulpavillon „ aus Übermut“ angezündet zu haben. Der Ermittlungserfolg kam für Außenstehende überraschend schnell:

In der Nacht zum 11. November hatten Unbekannte in Sarstedt insgesamt vier Autoscheiben eingeschlagen und zwei Fahrzeuge sowie den Pavillon der Kastanienhofschule in Brand gesetzt. Gestern nun, drei Wochen nach der Anschlagserie, konnte die Polizei die Festnahme der beiden Täter bekannt geben.

Gegen sechs Uhr morgens hatten die Beamten gestern an die Wohnungstüren der beiden jungen Sarstedter geklopft und sie vorläufig festgenommen. Während der 17-jährige Deutsche wegen nicht ausreichender Haftgründe nach dem Verhöhr wieder entlassen wurde, stellte der Staatesanwalt gegen den 21-jährigen Türken Antrag auf Haftgebefehl. Der junge Mann ist der Polizei wegen verschiedener Eigentumsdelikte bereits bekannt und soll noch heute im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt werden, teilte Hildesheimer Polizeisprecher Claus Kubik mit. Entscheidend für die Aufklärung der Taten sei vor allem die große Polizeipräsenz gewesen. Eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe aus Hildesheim arbeitet dabei mit Sachbearbeitern des Sarstedter Polizeikommissariates zusammen.

Obwohl aus der Bevölkerung keine Hinweise auf die Täter kamen, sei man am Ball geblieben. „Gegenüber den Sarstedter Kollegen, die die Szene vor Ort kennen, fiel dann der eine oder andere Name“, berichtet Kubik. Im Laufe der Ermittlungen habe dann ein Baustein zum nächsten gepasst. Für Erleichterung bei den Beamten sorgte auch die Erkenntnis, dass sich nicht um politisch motivierte Taten handelte. „ Durch die Aussagen der Täter wissen wir, dass eindeutig kein politischer Hintergrund bestand“, sagte Günter Weinfurtner. Der Leiter des Hildesheimer Staatsschutzkommisariates fügte außerdem hinzu, dass die Einschätzung der Polizei, in Sarstedt lägen keine Pariser Verhältnisse vor, richtig gewesen sei.

Nach der Aussage des 17-Jährigen Täters war er am Abend des 11. Novembers mit seinem 21-Jährigen Freund auf einer privaten Feier gewesen. Dort habe man einiges getrunken und auf dem späteren Nachhauseweg „aus Übermut“ und „um cool zu sein“ zunächst einige Autoscheiben eingeschlagen. In einem der Fahrzeuge hätten die beiden dann ein Kleidungsstück gefunden, es angezündet und wieder in den Wagen geworfen. Die Schaufensterscheibe eines Geschäftes mit Autozubehör schlugen sie ebenfalls ein und auch die Gardinen eines Wohnmobiles zündeten sie an. Im Gegensatz zu den zwei Fahrzeugen, die in dieser Nacht vollständig in Flammen aufgingen, griff das Feuer nicht auf den ganzen Wohnwagen über. Der 17-jährige gab über den Beamten zu, mit seinem Freund auch den Brand in dem Pavillon an der Kastanienhofgrundschule völlig grundlos gelegt zu haben. Um die Feuer hätten sich die beiden nicht weiter gekümmert. Derweil steht fest, dass neben einem Strafverfahren auch der beträchtlichen zivilrechtlichen Schäden auf die Täter zukommen. Immerhin haben sie in der Nacht einen geschätzten Gesamtschaden von 40.000 Euro angerichtet. Neben den beiden ausgebrannten Wagen und den vier zertrümmerten Autoscheiben schlagen dabei vor allem die Schäden am Schulpavillon zu buche. Die Decke des Probenraumes muss ebenso erneuert werden wie der Teppichboden, zwei Fensterrahmen und mehrere Glasscheiben. Wie viele Musikinstrumente durch die Rauchentwicklung in Mitleidenschaft gezogen wurden, steht bisher nicht fest.

Quelle : Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 2.12.2005