Feuerwehr Giften rettet das Kind / Abbaugebiete in der Leine-Niederung sind kein Spielplatz

Sarstedt/Giften. Plötzlich steckte der Neunjährige bis zu den Knien im wabbeligen Treibsand an der Kiesgrube und kam nicht wieder heraus. Die Feuerwehr rettete ihn. Der Vorfall von Sonntag Abend zeigt, dass die Kiesgruben an der Leine keine Spielplätze sind, schon gar nicht Schwimmbäder. Die anderen Seen dort übrigens auch nicht.

Der Schwerpunkt der Kiesförderung bei Sarstedt hat sich von dem großen See an der Ruther Straße an die weiter südlich gelegene Kiesgrube zwischen Giften und Jeinsen verlagert. Dort wird derzeit eifrig Kies und auch Sand gefördert – am Wochenende natürlich nicht. Still ruht dann der See und lädt zum Bade, vor allem in der jetzt beginnenden Sommerzeit. Allerdings sollten die Erholungssuchenden diesem Ruf trotz des lockenden türkisgrünen Wassers lieber nicht folgen, denn Kiesgruben wie diese haben durchaus ihre Tücken.

Das musste am Sonntagabend ein Sarstedter Junge erfahren, der mit seiner Schwester und seinem Onkel dort unterwegs war und am Rand des neuen Sees spielte. Dort gibt es einen breiten aufgeweichten Uferstreifen, der sich als tückisch erwies.

Plötzlich versank der Junge nämlich im weichen Sand. Und als er versuchte, seine Füße aus dem saugenden Material zu ziehen, schaffte er es nicht. Schnell geriet der Junge in Panik, strampelte – und sank immer tiefer in den nassen Sand ein. Schwester und Onkel wandten sich an Spaziergänger, die wiederum per Handy die Feuerwehr im nahen Giften alarmierten.

Die Wehr dort hatte gerade ihr Jubiläumsfest beendet, als der Alarm einging. Ortsbrandmeister Stephan Wehling: „Einige Kameraden sind direkt vom Aufräumen zum Feuerwehrhaus gerannt.“ Die Unfallstelle war zunächst schwer zu finden, denn das Gelände ist unübersichtlich und es gibt viele Seen und Teiche dort.

Als die Feuerwehr ankam, steckte der Junge schon bis zu den Knien im tückischen Sand. „Das Freischaufeln war dann eine Arbeit gegen die Zeit“, berichtet der Ortsbrandmeister. Denn immer wieder rutschte der Sand nach, die Feuerwehrmänner durften sich nicht selbst in Gefahr bringen. Mit Schaufeln und teils mit bloßen Händen legten die Männer die Füße des Jungen frei, packten ihn unter den Achseln und zogen ihn ans festere Ufer. Den Rettungsdienst hatte die Feuerwehr bereits alarmiert, der Notarzt untersuchte den Jungen – aber diesem ist nichts passiert. Wehling: „Der Junge hat großes Glück gehabt.“

Kiesabbaugebiete sind aus gutem Grund für die Öffentlichkeit gesperrt. Hinweisschilder auch an diesem See machen auf die Gefahren aufmerksam, die vor allem an den frisch ausgehobenen Kiesgruben drohen. Die neue Grube gehört der Firma Holcim.

„In all unseren Kieswerken ist Unbefugten aus Sicherheitsgründen das Betreten des Produktions- und Betriebsgeländes verboten. Dieses Verbot gilt selbstverständlich auch für den Standort Sarstedt, wo es mehrere Verbots- und Hinweisschilder gibt. Ein Schild steht sogar direkt am Spülfeld“, so Holcim-Pressesprecher Jens Marquardt.

Generell ist im übrigen an sämtlichen Giftener Seen das Baden nicht erlaubt. Einige von ihnen sind Privatgelände oder an Vereine verpachtet. Für die städtischen Seen, vor allem den größten von ihnen, gilt nach wie vor die Vorläufige Seeordnung Giftener See von 1980. Die erlaubt ausdrücklich: „Das Baden im See ist nur an der dafür hergerichteten Uferstrecke innerhalb der im Wasser befindlichen Markierungen erlaubt.“

Horst-Dieter Schelper, stellvertretender Verwaltungschef der Stadt: „Das bedeutet: Da es solche Markierungen nicht mehr gibt, ist das Baden dort nirgendwo gestattet.“ Zwar duldet die Stadt stillschweigend illegale Planscher, gestattet aber ist das Baden nicht. Auch nicht am sogenannten Badesee, dem kleineren Teich am Nordwestende. Schelper: „Ich weiß auch nicht, warum der so heißt.“

Bericht der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 19.05.2015