Sonntag früh, um 00:11 Uhr lösten die Alarmempfänger der Ortsfeuerwehren Sarstedt und Giften aus. Der Alarmtext ließ schlimmes ahnen. Der IC 2601 ist auf der Schnellfahrstecke der DB bei km 19.8 mit einem Güterzug kollidiert.
Beim Eintreffen stellte sich folgende Lage da:
Ein aus Hannover kommender IC (Lok und 8 Reisezugwagen) befährt das Nord-Südgleis. Ein Güterzug beladen mit Stahlrohren kommt aus dem Süden und fährt in Richtung Norden. Verrutschte Ladung des aus Süden kommenden Güterzuges schlitzt einige Reiszugwagen des aus Hannover kommenden IC auf. Der IC kommt ungefähr bei Bahnkilometer 19,8 (Zugspitze) zum Stehen. Einige Reiszugwagen und die Lok haben sich verkeilt, sind aber nicht umgestürzt. Im IC befinden sich ca. 100 Reisende. Der Lokführer hat über den Notruf der DB AG die Notrufzentrale alarmiert. Es entsteht kein Brand.
Nach Absetzen der ersten Lagemeldung wurde auf Alarmstufe III erhöht. Nun wurden alle Feuerwehren des Stadtgebietes Sarstedt, sowie jeweils ein Löschzug aus Nordstemmen, Algermissen und Giesen alarmiert. Zusätzliche Fahrzeuge von der Feuerwehrtechnischen Zentrale, der Berufsfeuerwehr Hildesheim, sowie der Rettungszug aus Hildesheim gehörten ebenso zum Einsatzszenario, wie die Ortsverbände Sarstedt und Elze vom technischen Hilfswerk und das DLRG Sarstedt.
Vom Rettungsdienst waren Fahrzeuge der Johanniter-Unfallhilfe, ein Fahrzeug mit Beladung für Massenanfall von Verletzten, sowie Notärzte und Notfallseelsorger vor Ort. Der Versorgungszug und die technische Einsatzleitung des Landkreises Hildesheim waren ebenfalls fester Bestandteil der Übung.
Um möglichst Einsatzrealistisch die Verletzten retten zu können, wurde eine Bereitschaft der Feuerwehr als Unfalldarsteller eingesetzt. Diese wurden durch die Truppe der realistischen Notfalldarstellung geschminkt und auf die verschiedenen Verletzungsmuster im Verhalten geschult.
Während die Einsatzkräfte eine erste Sichtung in den verschiedenen Wagons unternahmen, fuhren parallel die nachalarmierten Kräfte zum Bereitstellungsraum am Sportplatz Ruther Straße. Der Stellv. StadtBM Jens Klug übernahm im Feuerwehrhaus Sarstedt mit Unterstützung der technischen Einsatzleitung die Gesamtverantwortung. Die örtliche Einsatzleitung am Rettungsplatz führte der OrtsBM Sarstedt, Ulrich Meyer.
Der Sanitätsdienst baute ein Sichtungsplatz für die Verletzten auf. Parallel dazu wurde die Rettung aus den Zugabteilen eingeleitet. Da sich der gesamte Bereich der Strecke auf einer Brücke befindet, war der Transport in die Tiefe eine schwierige Herausforderung. Hierzu wurde eine Kufenbahn mittels Steckleiterteilen und Schleifkorbtragen errichtet. Im späteren Verlauf konnte das THW stufenartige Plattformen am Hang errichten, die die Rettungsmaßnahmen erleichterten. Die gehfähigen Personen wurden über Stufenaufgang hinuntergeführt und an der Verletztensammelstelle betreut.
Nach der Sichtung wurden die Leichtverletzten mit einem Reisebus zum Feuerwehrhaus Sarstedt transportiert, wo sie durch den Versorgungszug mit Kaffee und Würstchen versorgt wurden.
Zum Übungsszenario gehörte auch die Wasserrettung. Zwei verletzte Personen befanden sich im Giftener See und mussten über Boote gerettet werden. Diese Aufgabe wurde von der DLRG Sarstedt übernommen.
Kurz vor vier Uhr waren alle Personen aus dem Zug befreit. Insgesamt waren über 600 Darsteller und Einsatzkräfte an der Übung beteiligt. Die Führungskräfte der einzelnen Einheiten trafen sich zu einer ersten Manöverbesprechung beim Zelt der örtlichen Einsatzleitung. Das gestellte Szenario wurde erfolgreich abgearbeitet. Die Einsatzkräfte gingen bei der Anzahl der Verletzten bis an ihre Leistungsgrenzen und haben ein super Job gemacht.
Stadtbrandmeister Rüdiger Schulz, der federführend die Übung in Zusammenarbeit mit dem Landkreis ausgearbeitet hat, bestätigte die gute Abarbeitung genauso, wie die Übungsbeobachter der Feuerwehr. Das bei einer Übung mit diesem Umfang auch Mängel aufgetreten, ist verständlich und normal. Diese werden nun im Nachgang analysiert und auf einer separaten Nachbesprechung mit allen Beteiligten Führungskräften zeitnah besprochen. Die letzten Einsatzkräfte haben um 07 Uhr morgens das Feuerwehrhaus Sarstedt verlassen und konnten nun erschöpft die Heimreise antreten.
Weitere Bilder unter Kai Zaengel